Am ersten Wochenende im September besuchen uns zum ersten Mal meine Tochter mit Mann und Sohn auf dem Acker.
Unser Kleiner ist inzwischen 18 Monate alt und findet es ziemlich spannend, dass Oma und Opa da gerade in der Erde buddeln – wir sind dabei die nächsten beiden Reihen Kartoffeln zu ernten. Auch meine Tochter ist sichtlich beeindruckt von der Fülle an Sorten und reifem Gemüse. Sonst haben wir es ja immer nur erntefrisch geliefert und Fotos gezeigt.
"Woher weißt Du, wo Du buddeln musst? Hier ist ja alles grün, ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen soll..." Mein Tochter sieht sich suchend um. Und - von den Feldnachbarn gelernt - zeige ich ihr, dass das Grün der Kartoffelpflanze schon etwas welkt. Und dass die Karfoffeln genau unter diesen welkenden Pflanzen zu finden sind.
Keine 5 Minuten später gräbt sie mit Begeisterung die nächsten Kartoffeln aus und der kleine Mann ist eifrig damit beschäftigt, diese in die mitgebrachte Tüte zu packen.
Gut – dass man auf dem kleinen Weg laufen sollte und nicht quer durch die Salate, das müssen wir noch ein bisschen üben. Es wird ein wunderschöner Familiennachmittag auf dem Feld.
Und meine Tochter bietet sich freiwillig als Ackerhelfer für die letzten beiden Wochen im September an, wenn wir Urlaub in Spanien machen.
Aber 2 Tage vor unserer Abreise sind wir noch einmal da und fahren die letzten Kartoffeln von der Sorte Rosara ein.
Ich kann es fast nicht glauben - wir haben insgesamt 80 KILO Kartoffeln geerntet !!!
Außerdem sind die Radieschen reif, Unkraut will gezupft werden, die jungen Salatpflanzen werden abgedeckt, sonst machen sich die Rehe wieder darüber her.
Die Ernte während unseres Urlaubs erfolgt über Nachrichten und Fotos via Smartphone.
Frage: „Was ist das?“
Antwort: “Sellerie!"
Und so geht es weiter, Brokkoli, Mangold, Porree, Salat… Was ist was und kann ich das auch ernten? Mein dezenter Hinweis, dass außer Salat die anderen Pflanzen in der Erde bleiben können bis wir wieder da sind, wird angezweifelt.
„Mensch Mama, nachher ist alles schlecht oder verwelkt!“
Meine Tochter ist nicht alleine auf dem Acker. Ihre Schwiegermutter unterstützt sie nach Kräften und bändigt unseren kleinsten Ackerhelfer, der mit Harke und Schaufel das Feld unsicher macht.
Geerntet wird, was geht und lecker aussieht. Mangold, Brokkoli, Porree, Sellerie, Salat, Weißkohl, Spitzkohl, Wirsing.
Auf meine Frage, wann sie das denn alles zubereiten und essen will, bekomme ich zur Antwort, dass die Patentante von unserem Kleinen gerne etwas abnimmt und auch die Schwiegermutter sich über Porree und Salat sehr freut.
Am Abend bekomme ich den Ernteerfolg per Foto zugesandt:
Ein Küchentisch voll Gemüse !
Anfang Oktober, kaum zurück aus der Sonne Spaniens und schon sind wir wieder auf unserem Acker. Geerntet hat meine Tochter, das Unkraut ist nach wie vor gewachsen, allerdings nicht so schnell und so hoch wie im Juni.
Das Feld hat sich mittlerweile gelichtet. Die große Fläche am Ende, auf dem die Kartoffeln angepflanzt waren liegt brach und dient nun als Ablageplatz für das Unkraut. Und jetzt wissen wir auch, dass die Knospen der fast 1 Meter hohen Pflanze mit den großen Blättern Rosenköhlchen sind.
Die Ernte gestaltet sich als gar nicht so einfach, da die kleinen Knospen ziemlich fest am Stamm sitzen und mit einem scharfen Messer abgeschnitten werden müssen. Und die Stämme mal so eben abschneiden geht auch nicht – die sind aus Holz!
Unsere Lösung: Blätter entfernen, Stamm absägen und die kleinen Rosenköhlchen zu Hause in Ruhe vom Stamm abschneiden.
Inzwischen haben wir unsere Ackerbesuche fast alle auf das Wochenende verschoben.
Die Tage werden immer kürzer. Und auch wenn ein herbstlicher Sonnenuntergang auf dem Feld wunderschön ist – im Dunklen ernten wollen wir nicht.
Zum Thema Rosenkohl – da gibt es nur 2 Varianten:
Man mag ihn oder man mag ihn nicht.
Da sowohl mein Mann als auch ich zu den Liebhabern gehören, fast 2 Kilo Rosenkohl aber nicht alleine essen wollen, haben wir uns im Freundeskreis umgehört, wer noch zu den Liebhabern gehört.
Und so haben wir Mitte Oktober zum Rosenkohlabend eingeladen. Mit Kürbissuppe als Vorspeise, Rosenkohlauflauf--> als Hauptgericht und meinen kleinen Apfelkuchen als Nachtisch.
Mit großem Erfolg, unsere Gäste sind begeistert – Kürbis, Kartoffeln und Rosenkohl aus eigener Ernte, die Äpfel aus dem Garten einer Kollegin (im Tausch gegen Kartoffeln) und Eier und Milch vom Bauernhof. Geht doch!